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Wir sitzen auf zwei wackeligen Klappstühlen, die jemand zurück gelassen hat, um uns herum das australische Outback über dem sich ein grenzenloser Himmel ausstreckt. Zu unseren Füßen liegt Cooper Pedy, von dem aber nur ein paar Straßen, vereinzelte Häuser und einige Stromleitungen zu sehen sind, da sich ein Großteil des Lebens hier unter der Erde abspielt – im australischen Sommer soll es hier die meiste Zeit um die 40 Grad haben. Jetzt im Winter kann es aber durchaus auch kühl werden und wir sind ganz froh über unsere Jacken.
Am Horizont sind einige Schuttkegeln der Opal Mienen aufgereiht – ansonsten ist die Landschaft so flach und endlos, wie ich es noch nie erlebt habe. Auf der rotbraunen Erde sitzen immer wieder kleinere und größere grüne Flecken mit weißen oder roten Sprenkeln: dieses Jahr hat es ungewöhnlich viel geregnet und das Outback blüht!
Der Cave Lookout ist mit seinen knapp 100 Metern die höchste Erhebung weit und breit und der ideale Platz für einen Sonnenuntergang im Outback. Wir köpfen die Flasche mit australischem Portwein aus dem Barossa Valley und genießen dazu Kuchen aus dem Supermarkt. Vor uns nähert sich die Sonne dem Horizont und taucht die Umgebung in violette Farben. In der kargen Landschaft mitten im Nirgendwo (der nächste Ort ist gut 800 km entfernt) fühle ich mich wie auf einem anderen Planeten und gerade ganz klein und unbedeutend. Die Wolken werfen dunkle Schatten auf den gelben Abendhimmel und vom Ball der Sonne ist nun nur noch ein kleines Stück zu sehen.
Als die Sträucher um uns herum nur noch schemenhaft zu erkennen sind, wagen wir den „Abstieg“ – etwas gehandikapt durch den Portwein. Bald darauf liegen wir in unseren unterirdischen Betten, atmen die leicht muffige Luft mit dem ganz eigenen Geruch und träumen vom Ayers Rock.
(Australien, August 1989)