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Gestern waren die Berggipfel vor mir noch braun, heute sind sie schon leicht angezuckert. „Termination Dust“ nennt man hier den ersten Schnee auf den Bergen, der das Ende des Sommers ankündigt.
Ich sitze am windigen Polychrome Pass in gut 1.000 Metern Höhe und vor mir erstrecken sich die Gipfel der Alaska Range, aus deren Täler sich fünf Flüsse durch breite Flussbette den Weg auf die Ebene bahnen. Wie geflochtene Zöpfe glänzen die kleinen verschlungenen Rinnsale im Zwielicht bis sie sich zu meinen Füßen zu einer Bahn vereinen.
Die Wolken hängen tief über den Gipfeln und zwischendurch lässt die Sonne die Hänge in unterschiedlichen Grün-, Gelb- und Rottönen erstrahlen. Von gestern auf heute hat das Rot deutlich zugenommen. Die rote Verfärbung der Fireweed Gräser ist ebenfalls ein sicheres Zeichen, dass der Winter vor der Tür steht.
Obwohl erst Ende August, scheint hier schon der Herbst angekommen zu sein. Die kleinen Sträucher, Gräser und Moose, die einen dichten, weichen Teppich über dem Dauerfrostboden bilden, legen schon ihr strahlendes Herbstkleid in leuchtenden Farben an, bevor sie für die nächsten Monate wieder unter einer dichten Schneedecke verborgen sind.
Von den Felsen unter mir tönt ein kurzes Pfeifen herauf und ich sehe ein kleines Murmeltier zur mir hinaufschauen bevor es im dichten Gestrüpp verwindet. Ansonsten bin ich alleine in dieser kargen Landschaft und genieße das Schauspiel, das mir die Natur bietet.
Als ich mich umdrehe, entdecke ich hinter mir einen riesigen Regenbogen, der die Berghänge in allen Farben schimmern lässt. Der Polychrome Pass macht seinem Namen alle Ehre.
Epilog
Zwei Wochen später lag schon alles unter einer dichten Schneedecke.
(Alaska, August 2015)