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Ich stehe bis zu den Oberschenkeln im lauwarmen Wasser und befreie Waden und Knie vom braunen Schlamm, den ich mir durch allzu unvorsichtiges Sprinten durch die letzten Wasserpfützen eingehandelt habe. Von oben prasselt der Regen auf meine Jacke, was aber mittlerweile keinen Unterschied mehr macht, da ich eh schon ziemlich durchnässt bin. Vor mir erstreckt sich die vom Regen gekräuselte Oberfläche des Arenal-Stausees, an dessen Ufer in der Ferne grüne Hügel aus dem Wasser ragen. Die bewachsenen Hänge verschwinden aber bald in tief hängenden Nebelschwaden.
Auf der Wasseroberfläche sind noch die Köpfe von Peter und Monika zu erkennen: nach einer guten Stunde radeln durch lauwarmen Regen sind sie gleich mitsamt ihren durchweichten Kleidern in den See gesprungen.
Hinter mir, unter einem trockenen Unterstand, labt sich der Rest der Gruppe an frischen Ananas und Papayas sowie Keksen und Müsliriegeln. Alle mehr oder weniger nass und in unterschiedlichen Stadien mit Lehm bespritzt. Die Regentropfen trommeln nach wie vor auf das Blechdach, aber weder das feuchte Wetter noch die grauen Wolken können unsere Laune trüben. Wir beobachten einen Silberreiher, der sich am Ufer niederlässt, und Peter und Monika, die triefend dem See entsteigen und durch den Regenvorhang auf uns zu kommen.
Vor mehr als zwei Stunden sind wir am Staudamm des Arenal-Sees mit unserer Tour gestartet. Ein neugieriger Nasenbär blockiert kurz die Straße in der Hoffnung auf eine Banane oder sonstige Leckerbissen. Es ist noch trocken und die Hitze macht uns beim Strampeln über die zahlreichen, langgezogenen Hügel zu schaffen. Aber das ständige Auf und Ab beschert uns immer wieder traumhafte Ausblicke auf den See, der von dichtem Regenwald umgeben ist. Bei der nächsten Steigung überholt mich Peter lautstark singend und dann Helmut vor mir, um gleich darauf mit dem Kopf über dem Lenker wieder abwärts auf den See zuzurasen.
Als dann der Regen beginnt, nehmen wir es erst noch locker, schließlich ist auch der warm. Nach einiger Zeit wird er aber immer stärker und dann irgendwann auch kühler. Nur unsere Guides stehen ungerührt im Regen, als wir uns in einem kleinen Café am Weg mit heißen Getränken aufwärmen.
Später im Bus dampft es, die Scheiben sind beschlagen. Wir schälen uns aus den feuchten Sachen, froh, sich wieder trocken zu fühlen. Es ist zwar eng, aber nach mehr als einer Woche gemeinsamer Reise gibt es kaum noch „Berührungsängste“. Und unser DJ Jens hat wie immer die richtige Musik auf seinem Handy: „Ain’t no sunshine …“.
(Costa Rica, Januar 2018)