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Unterwegs & Anderswo

~ Kalinkas Geschichten

Unterwegs & Anderswo

Monatsarchiv: Dezember 2019

Wildwechsel

22 Sonntag Dez 2019

Posted by Kalinka Maier in Die weite Welt

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Sri Lanka

Fast 6.000 wilde Elefanten gibt es in Sri Lanka – für eine Fläche, die kleiner als Bayern ist, eine ganze Menge. Dagegen erscheint einem die Zahl der zahmen Arbeitselefanten mit 150 verschwindend gering. Damit hat die kleine Insel im Süden Indiens laut Schätzungen die höchste Elefanten-Dichte in ganz Asien. Und doch steht der Asiatische Elefant auf der roten Liste gefährdeter Tierarten. Sein Lebensraum verkleinert sich stetig und Konflikte zwischen den grauen Riesen und der lokalen Bevölkerung steigen. 150 bis 200 von ihnen werden jährlich getötet, weil sie den Menschen zu nahe kommen.

Obwohl sich die meisten Populationen auf die Nationalparks beschränken, soll man sie auch immer wieder außerhalb der Parks entlang der Straße antreffen. Aber uns hat sich noch kein Exemplar gezeigt, obwohl wir nun schon gut eine Woche auf der grünen Insel unterwegs sind. Irgendwie kann ich mir auch gar nicht so richtig vorstellen, dass so ein imposantes Tier einfach so durch die Gegend marschiert – so wie bei uns Hirsche oder Rehe. Aber die kleinen, mit Palmenblättern gedeckten Baumhütten inmitten der Felder zeugen davon, dass hier ab und zu einer der Dickhäuter vorbeischaut: sie dienen den Bauern als Hochsitze, um die hungrigen Gäste zu vertreiben. Und manchmal ist so eine Hütte auch letzter Zufluchtsort vor einem wütenden Bullen. Bei solchen Zusammenstößen kommen laut Statistik pro Jahr etwa rund 50 Menschen ums Leben.

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Am Nachmittag führt unsere Route zwischen zwei Nationalparks hindurch. Gute Chancen eigentlich, einen Ceylon-Elefant – den größten der drei asiatischen Unterarten – anzutreffen. Aber wie angestrengt ich auch in die Büsche rechts und links starre, kein Rüssel weit und breit zu erblicken. Langsam dämmert es, das Gestrüpp am Straßenrand ist nur noch vage zu erkennen. Dann ein Ruf aus den vorderen Reihen im Bus und wir bremsen ab. Und wirklich, direkt vor uns steht ein Elefant am Rand der Straße. Sehr entspannt sieht er aus, lässt sich vom vorbeiflitzenden Verkehr nicht stören, angelt sich ein paar Blätter aus dem nächsten Baum. Langsam rollt unser Bus vorbei und bleibt dann stehen.

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Nun habe ich durch das Rückfenster klare Sicht auf den ungewöhnlichen Fußgänger. Etwas unwirklich erscheint er im noch vorhandenen Tageslicht. Schemenhaft zeichnen sich seine Umrisse gegen den Abendhimmel ab. Beeindruckend und etwas furchteinflößend. Ich kann die Warnungen verstehen, dass man keinesfalls sein Auto verlassen sollte, wenn man auf einen von ihnen trifft. Schwach kann man noch das hell-rosa Muster auf seiner Stirn erkennen, das bei jedem Tier einzigartig ist.

Gerade wendet er sich der Straße zu, als würde er kurz nachdenken, ob sich eine Überquerung auch lohnt. Dann schlendert er gemächlich Richtung Mittelstreifen. Ein Tuk-Tuk kann gerade noch ausweichen und ich kann den erschreckten Schrei des Lenkers durch die Busfenster hindurch hören. Unbeeindruckt setzt der Dickhäuter seinen Weg auf die andere Seite fort. Dreht sich dort noch einmal um und schaut in unsere Richtung. Tänzelt kurz von einem Bein auf das andere und wiegt seinen Kopf hin und her, als wollte er sagen: „Tse, tse, immer diese Touristen!“. Bevor seine dunkle Gestalt wieder zwischen den Bäumen verschwindet.

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(Sri Lanka, November 2019)

Mädchenreise

08 Sonntag Dez 2019

Posted by Kalinka Maier in Die weite Welt

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Sri Lanka

Primär sind es Touristen, die auf dem kleinen Bahnhof die Holzbänke im „Tourist Comfort Center“ bevölkern. Eigentlich hätte das „Kleine Mädchen“ (Podi Menike), wie der Zug genannt wird, schon vor gut 30 Minuten in die Station von Pattipola einfahren sollen. In Anbetracht der Fußgänger, die immer wieder gemütlich den Schienen entlang schlendern, hatte ich eh nicht mit einem pünktlichen Erscheinen der Dame gerechnet.  Obwohl der „Podi Menike“ als Expresszug geführt wird, scheint man es doch nicht so eilig zu haben. Ich vertreibe mir die Zeit mit dem Bestaunen der Apparaturen aus einer anderen Zeit, die aber noch funktionstüchtig zu sein scheinen. Denn gerade macht sich der Bahnhofswärter an den Hebeln zu schaffen. Nun treffen auch ein paar Einheimische am Bahnsteig ein – wohl Zeichen dafür, dass sich in nächster Zeit doch etwas tun wird.

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Dann biegt die kleine, blaue Diesellok um die Ecke und die Kameras werden gezückt, um die Reise vom höchst gelegenen Bahnhof in Sri Lanka zu dokumentieren. 1.891 Meter über dem Meeresspiegel befinden wir uns,mitten im grünen Hochland, dem Herz der Insel. Das mag auch zum Teil erklären, warum dieser Abschnitt der Zugstrecke bei Touristen so populär ist.

Ein bisschen hatte ich ja das britische Flair vergangener Zeiten erwartet, aber die in China hergestellten Waggons sind spartanisch ausgestattet und versprühen eher den Charme der Siebziger Jahre. Immerhin gibt es in der zweiten Klasse gepolsterte Sitze und Ventilatoren an der Decke. Aber nachdem alle Fenster im Wagon hochgeschoben sind, geht der Windhauch der kleinen Propeller im allgemeinen Durchzug unter.

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Es dauert eine Zeitlang, bis wir mithilfe des Schaffners und unseres Guides die uns zugewiesenen Plätze gefunden haben. Die beiden Waggons mit vorreservierten Sitzen sind nur mit Touristen besetzt und da die Verbindungstüren zu den anderen Wagen versperrt sind, wird es wohl nix mit dem engen Kontakt zur einheimischen Bevölkerung, den einige Reiseführer versprechen. Bis auf einen fliegenden Händler, der auf seinem Gang durch den Zug Kaffee und Tee (in der gleichen Kanne!) verkauft, wechsele ich auf der Fahrt kein Wort mit einem Singhalesen.

Aber das ist auch nicht der Grund für unsere Zugreise: es geht um die Landschaft und die spektakuläre Aussicht, die man auf der Fahrt durch das grüne Hochland hat. Und eigentlich brauche ich meinen reservierten Sitzplatz auch gar nicht, denn ich habe einen Platz an der offenen Zugtür ergattert, genieße den freien Blick und den Fahrtwind.P1130579.jpg

So waghalsig wie einige Touristen, die ihre Füße über dem Abgrund baumeln lassen oder sich für Selfies komplett aus der Tür raushängen, bin ich allerdings nicht.

Aber ab und zu strecke ich schon vorsichtig den Kopf um die Ecke und erhasche einen Blick auf die Schlange an blauen Waggons und die Diesellock, die die nächste Kurve in Angriff nimmt.

Am Horizont erheben sich die grünen Bergketten der Horton Plains, aus kleinen Holzhütten steigt Rauch auf und Dörfer fliegen vorbei. Teeplantagen schmücken die vorbeiziehenden Hügel mit ihren perfekten runden Sträuchern. Der nächste Tunnel (Kopf einziehen!), dann geht es direkt neben mir steil in die Tiefe, ein kleiner Wasserfall entspringt unter den Schienen. Eine Steinbrücke gibt den Blick auf ein grünes Tal frei. Alles untermalt vom gleichmäßigen Rumpeln des „Kleinen Mädchens“, das nur bei den kurzen Stopps in den Stationen verstummt. Am nächsten Bahnhof kriecht dichter Nebel über das hintere Ende des Zuges und verleiht der Bergkulisse etwas Unwirkliches.

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Ab und zu gebe ich meinen Platz an der Tür frei, damit einer der Mitreisenden in den Genuss der freien Sicht kommt. Das junge spanische Pärchen muss noch ein Selfie mit fliegenden Haaren und der Aussicht im Hintergrund machen.  Die ältere Engländerin hinter mir dagegen ist noch zaghafter als ich und macht nur ein paar Fotos mit ihrem Tablett – mit respektvollem Abstand zur offenen Tür. Dann habe ich den Platz im warmen Fahrtwind wieder für mich allein.

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Viel zu schnell ist die Reise vorbei, und als ich über die steile Treppe aussteige und wieder festen Boden unter den Füßen habe, brauche ich einen kurzen Moment, um wieder im Hier und Jetzt zu landen. Hinter mir setzt sich der Zug in Bewegung, der Schaffner in seiner schmucken Uniform wirft uns noch einen strengen Blick zu, bevor das „Kleine Mädchen“ wieder hinter der nächsten Biegung verschwunden ist.

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(Sri Lanka, November 2019)

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