Schlagwörter
Der junge Seelöwe hoppelt auf das kleine Grüppchen Touristen zu und begrüßt sie freudig bellend. Anscheinend ist er auf der Suche nach Spielgefährten. Drei Schritte weiter auf der Sitzbank lässt sich sein dösender Artgenosse nicht von dem Spektakel stören. Er zuckt nicht mal mit der Flosse. Sich so entspannt und hingebungsvoll seinem Mittagsschläfchen widmen kann wohl nur ein Seelöwe.
Ich wende mich wieder meinem Bier zu, das vor mir im Sand steht, und beobachte weiter den Pelikan bei seiner Jagd nach Fischen. Gerade startet er wieder von seinem Beobachtungsposten in den Mangroven und stürzt sich wie zufällig kopfüber in die türkisen Wellen. Nach dem Auftauchen verharrt er kurz, bevor er den Fisch in seinem großen Kehlsack verschwinden lässt. Er ist erstaunlich erfolgreich: fast jeder Versuch endet mit einer Beute.



Die drei schwarzen Echsen, die ausgestreckt neben mir im Sand liegen, lassen sich auch von den Spaziergängern nicht aus der Ruhe bringen, die unbekümmert über sie hinwegsteigen. Sie bleiben unbeweglich im heißen Sand liegen, alle viere von sich gestreckt und genießen die Nachmittagssonne.
Der junge Seelöwe startet mit ein paar Hopsern Richtung Meer, nur um dann mittendrin die Lust zu verlieren und auf den Bauch zu fallen und genüsslich die Augen zu schließen.



„Seelöwe müsste man sein.“, denke ich bei mir und betrachte die kleine Ansammlung der niedlichen Tiere, die vor mir dicht am Wasser aneinander gekuschelt liegen. Zumindest Seelöwe auf einer der Inseln des Galapagos Archipels, wo keine Gefahr vom Menschen droht. Über den schlafenden Robben thront eine prächtige Meerechse auf einem Baumstamm und blickt etwas verächtlich auf die entspannte Szene vor ihr. Nickt ein paar Mal drohend mit Kopf, damit auch ja jeder weiß, wer hier der Herr ist, und streckt sich dann ebenfalls genüsslich auf ihrem Stamm aus.
Der kleine Standstrand liegt direkt neben dem kleinen Hafen der Insel und wird rechts von dichten Mangroven begrenzt. Dazwischen quetscht sich noch eine Imbissbude und ein Surfbrett-Verleih. Eigentlich wenig Platz für Wildlife, aber hier gelten wohl andere Regeln.
Mittendrin toben noch ein paar Kinder mit ihrem Daddy im Meer, spritzen sich gegenseitig an und quietschen vor Vergnügen. Weder Pelikan noch Echsen und Seelöwen scheinen sich davon gestört zu fühlen.
Meine Bierflasche ist feucht vom Kondenswasser, der Inhalt noch angenehm kühl. „So stelle ich mir das Paradies vor“, denke ich mir, nehme den nächsten Schluck und vergrabe die Zehen noch ein Stück tiefer im warmen Sand.
(Ecuador, Galapagos, Januar 2022)