Wiener Flughafen, Montag, 6:30 Uhr. Nach dem Security Check habe ich gerade wieder Notebook und das Sackerl mit den Flüssigkeiten eingepackt. Heute ist mein Gate das letzte am Ende des Terminals, noch mal 10 Minuten marschieren. Am Bankomaten steht wie immer um diese Zeit eine lange Schlange, ebenso warten vor den Coffee-Shops die Unausgeschlafenen auf einen Koffein-Schub. So kurz vor dem Boarden steht vor dem Gate schon ein kleines Grüppchen am Ausgang zum Flieger: die meisten männlich, im Anzug, kleines Köfferchen. Ein paar sitzen noch mit dem Notebook auf den Knien und tippen die ersten Emails der neuen Woche.
Mit forschem Schritt kommt noch eine Gruppe von jungen Consultants dazu. Blutjung und geschniegelt, von sich überzeugt und selbstbewusst gleichen sie einer Gruppe hungriger Schakale, bereit, in der nächsten Firma einzufallen.
Ich reihe mich in die Schlange zum Boarden ein. Montagmorgen ist der Flieger immer gut gebucht und die letzten finden meistens keinen Platz mehr fürs Handgepäck. Auch heute versucht die Dame am Schalter mit 150,- Euro ein paar Passagiere davon zu überzeugen, dass ein Umstieg auf einen späteren Flug auch noch früh genug ist – wegen Überbuchung gibt es drei Plätze zuwenig.
Nach der zweiten Durchsage sind schließlich drei Freiwillige gefunden und die Business Class Passagiere dürfen in den Flieger. Dann das „Fußvolk“. Als ich mein Handy über den Kartenleser halte, ertönt ein unangenehmer Piep. Doch die Dame am Schalter ist schon darauf vorbereitet und händigt mir eine neue Boardkarte aus. Meine Freude über den ergatterten Platz in der vierten Reihe ist damit dahin: der neue Platz ist in Reihe 22. Wohl doch mehr Business Class Passagiere als geplant und die vorderen Reihen müssen geräumt werden…
Im Flieger dann zu Walzermusik die übliche Hektik, um noch einen Platz in einem der Gepäckfächer zu bekommen. In den „Businessfliegern“ ist jeder nur mit Handgepäck unterwegs. „Im Sommer wird’s besser.“, merkt der Herr hinter mir an. Anscheinend schrumpft dann das Gepäck aufgrund der wärmeren Temperaturen.
Langsam rollt unser Flieger Richtung Startbahn. Ein paar erledigen noch letzte Telefonate während der Stuart vor mir das Öffnen und Schließen des Sicherheitsgurtes demonstriert. Ich lehne mich zurück und schließe die Augen während wir in den rötlichen Sonnenaufgang fliegen. Wieder eine Arbeitswoche in der deutschen Provinz…
(Wien, April 2017)