Im Schatten der beiden Kirchtürme genießen wir am Kirchplatz von Vilaflor unser wohlverdientes Bier nach einer Wanderung durch die „Paisaje Lunar“. Die Sonne steht schon tief, es wird kühl und der abfallende Kirchplatz ist menschenleer. Anschließend kämpft sich unser Auto die engen Serpentinen auf das Hochplateau des El Tiede hoch. Die kantigen Felsen entlang der Straße leuchten rotgolden im Licht der Abendsonne, die noch über den Wolken steht. Auf dem Plateau in fast 2000 Meter Höhe bewegen wir uns über eine geschlossene Wolkendecke, in der der rote Ball der Sonne langsam versinkt. Leuchtend orange bis rosa, durchzogen von weißen Streifen präsentieren sich nun die Konturen der Wolken, auf die wir vom Straßenrand aus blicken. Als die Strahlen der Sonne von den flauschigen Gebilden aus Wasserdampf verschluckt werden, geht das Rot in dunkle Blautöne über. Eine Gebirgslandschaft aus Watte in allen Blauschattierungen türmt sich unter uns auf – atemberaubend. Über den Türmen und Tälern dieser unwirklichen Welt wölbt sich der Abendhimmel mit der Sichel des Mondes. Davor die rauen Zacken der Vulkanfelsen, wie stumme Wächter zum Märchenland.
Die Fahrt über die Hochebene fühlt sich an wie ein Flug über dem Himmel, vor uns versinkt das Band der Straße in der dichten Wolkendecke. Kurvenreich geht es auf die Wolken zu, rechts steigen schon hellgraue Bänder wie Tentakel aus der Tiefe empor – und hüllen uns ein, als wir in das Weiß aus Watte eintauchen und vom Dunkel verschluckt werden.
(November 2014)