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Hinter mir ertönt das hohe Gesumme eines „Musikanten“, der auf einem Kamm eine fremde Melodie bläst, während mir von vorn der würzige Duft von Vorarlberger Käse entgegen strömt. Ich stehe in der Schlange vom Käsestand und überlege mir, welchen der vor mir gestapelten Käse ich mir gönne – leicht ist die Entscheidung nicht. „Eineuroeineuroeineuro!“ tönt es von den Gemüseständen links von mir. Heute stapeln sich Berge von Melanzani, Paprika und Bohnen, die alle noch vor dem Wochenende an die Frau oder den Mann gebracht werden müssen.
Mit duftender Käsefracht in der Tasche geht es weiter zu den Bauernständen am anderen Ende vom Yppenplatz. Dieses Wochenende sind herbstliche Astern hoch im Kurs, die es in allen Farben zu kaufen gibt. Da kann ich auch nicht widerstehen und nehme mir einen Strauß mit. Am Wein-Stand vorm Restaurant Wetter, wo einige frühe Gäste beim Kaffee die weichen Sonnenstrahlen genießen, gibt es auch schon den ersten Sturm. Vorsichtig verstaue ich die offene Flasche und schlängele mich durch die Leute mit rollenden Einkaufstaschen vorbei am Stand mit dem frischen Fisch weiter zum selbst gebackenen Kuchen: frischer Mohnkuchen ist heute im Angebot. An der nächsten Ecke gibt es reiche Auswahl an Gnocchi und anderen Teigwaren in allen Farben.
Als ich um die Ecke wieder in die Brunnengasse einbiege, ist am Würstelstand schon Hochbetrieb und zwei Herren sind in eine lebhafte Diskussion verstrickt, während sie ihre Bierflaschen auf dem schmalen Brett an der Wand festhalten. Daneben sitzt eine ältere Dame auf einem der hohen Schemel und schaut nachdenklich in ihren weißen Spritzer.
Vorbei an den Ständen mit Geschirr, engen Jeans und Unterwäsche. Dazwischen sind Hühnerflügel und -keulen fein säuberlich aufgestapelt. Rechts am Stand der „African Meat Junction“, der auch immer stolz seine Kutteln und andere – für mich undefinierbare Innereien – ausstellt, steht auch wieder die Schlange von Afrikanern: hier scheint es speziell zubereitetes Fleisch zu geben. Mir steigt der Duft vom nächsten Kebab Stand in die Nase und wie immer fühle ich mich ein bisschen wie im Urlaub.
Auf den grün-orangen Bänken vor der Hofer Filiale sitzen Alt und Jung und tratschen, Kindern umkreisen den Hydranten und dahinter schaut von der Hauswand das Graffiti mit der schönen Fischerin. Schnell noch frische Bio-Eier im Strickgeschäft abgeholt, wo der Sohn einen Bio-Hof hat. Frische Kräuter gibt es gratis dazu. Vorne bei der Ampel möchte mir jemand einen Handy-Vertrag mit günstigen Auslandstarifen verkaufen und vor der Bäckerei steht wieder die alte Frau und bittet höflich um ein paar Münzen.
Als ich bepackt mit meinen Einkäufen die Bäckerei wieder verlasse, öffnet mit der junge Mann mit den grell geschminkten Lippen und den nachgezogenen Augenbrauen freundlich lächelnd die Tür: „Danke und Auf Wiederschauen!“.
(Wien, Oktober 2015)