Schlagwörter

p1030589Eine Schwalbe saust im Tiefflug haarscharf an meinem Kopf vorbei. Im Sand zwischen meinen Sandalen kämpfen gerade Riesen- und Mini-Ameisen um einen toten Käfer (sieht so aus, als würden die Mini-Ameisen gewinnen). Die Wellen schlagen sanft ans Ufer. Vor mir ragt ein Baum mit niedrigen Ästen und Wurzeln aus dem Wasser, auf dem die Kormorane ihr Gefieder trocknen. Dazwischen sitzt ein weißer Reiher in der Baumspitze, und tut so, als ob er dazu gehören würde.

Wieder fegt eine Schwalbe knapp über der glatten Wasseroberfläche an mir vorbei. Ihr braunroter Bauch leuchtet im Licht der tief stehenden Sonne. Weiter den Strand aufwärts liegen ein paar bunte Holzboote im Sand, davor stolziert ein Grüppchen von weißen Reihern durch das flache Uferwasser. Ich sitze ganz still und beobachte die gefiederten Anwohner des Victoria Sees. Einer der Reiher kommt langsam näher, elegant bewegt er sich durch das Wasser, hebt einen Fuß, beugt den Hals Richtung Wasserp1030551 und taucht dann das gelbe Bein mit den langen Zehen wieder ein. Schaut verstohlen in meine Richtung, bevor er den nächsten Schritt wagt. Schnappt sich eine unvorsichtige Libelle. Noch ein Schritt, kurzer Blick in meine Richtung. Nun trennt uns nur noch ein halber Meter. Ein gewagter Schwenk auf das Ufer, um im Sand einen Käfer zu erhaschen. Dann sofort wieder zurück in das schützende Nass. Drei schnelle Schritte, und schon ist er an mir vorbei.

Vom Strand vor dem Hotel kommt plötzlich ein lautes Plantschen. Eine Gruppe von jungen Touristen stürmt ins Wasser – sie kümmern sich wohl nicht um das Bilharziose Risiko im See… Auf jeden Fall sind die Reiher nun alle verschwunden.

Die Fähre nach Entebbe zieht am anderen Ufer der Bucht vorbei. Davor kommt eines der bunten Boote zurück, beladen mit ein paar Familien.

p1030735

Die Badenden haben sich ausgetobt und es wird wieder ruhiger. Über mir tummeln sich kleine, bunte Bienenfresser in den Ästen. Zu klein und zu flink für meine Kamera. Dafür stolzieren nun zwei braune Ibisse über den Strand auf mich zu. Mit ihren gebogenen Schnäbeln stochern sie immer wieder im körnigen Sand des Ufers. Die türkis-grünen Federn über den Flügeln glänzen in der Abendsonne.

Im Gebüsch hinter mir raschelt es und gleich darauf erscheint ein Junge mit einem Wasserkanister. „Good afternoon! How are you?“ „I am fine. How are you?“ „Fine, thank you.“ Dann geht er weiter Richtung Wasser, wo er sich wäscht und dann den Kanister auffüllt. Kurz darauf ist er wieder in den Büschen verschwunden.

p1030670Ein schwarz-weißer Kingfisher steht waagrecht in der Luft, den spitzen Schnabel Richtung Wasser gestreckt. Und dann lässt er sich mit einem Platsch ins Wasser fallen. Taucht gleich darauf mit leerem Schnabel wieder auf. Pech gehabt. Aber schon steht er wieder lauernd in der Luft, fällt erneut wie ein Stein ins Wasser. Und dieses Mal war er erfolgreich und hat einen Fisch im Schnabel, den er auf einem Zweig sitzend hinunterwürgt.

Die Sonne steht nun tief am Horizont und taucht alles in ein goldenes Licht. Mein Bier ist leer, der Akku der Kamera auch und im Hotel wartet bald das Abendessen auf mich. Etwas wehmütig stehe ich auf, klopfe mir den Sand von der Hose und trenne mich von dem friedlichen Treiben hier am Wasser.

p1030748

(Uganda, Januar 2017)