Knapp 1.000 Radl-Kilometer in den Beinen und schon ertappe ich mich dabei, wie ich den nächsten, voll bepackten Radreisenden sehnsüchtig hinterher schaue. Ich habe wohl doch noch nicht genug vom Gefühl der Freiheit auf zwei Rädern.
Morgens starten mit allen Habseligkeiten, die Straße liegt noch ruhig im Nebel und du bist neugierig auf den Tag. Die Witterung spüren, Sonne, Wärme, Hitze, Regen und Kälte. Den Wind, der dich verzweifeln lässt, wenn er von vorne kommt, und dir Flügel verleiht, wenn er mal von hinten schiebt. Jedes Schlagloch im Asphalt und jeden Hügel. Den Wald riechen, die trockene Erde der abgeernteten Felder, salzige Meeresluft und das dunkle Wasser des Sees.
Kleine Dörfer, verfallene Häuser, ein kleines Café im Nirgendwo. Das Reh, das dich neugierig vom Waldrand anschaut. Einsame, holprige Waldwege. Tiefer Sand, der dich dein Rad schieben lässt. Das endlose Asphaltband, das am Horizont in eine andere Welt zu führen scheint.
Der Bauer, der dir vom Traktor aus freundlich zuwinkt, als er dich zum dritten Mal in eine riesige Staubwolke hüllt. Der Hundebesitzer, dem du im strömenden Regen als einziger begegnest. Der Pensionist, der in der fast leeren Gaststube aus seinem Leben erzählt.
Alle paar Meter stehen bleiben, weil es gerade so schön ist. Die Stille hören. In den grünen See springen, der dir heute ganz allein gehört. Einfach so auf einem Stein sitzen und in die Landschaft schauen.
Das Hochgefühl, wenn du nach 5 Kilometer Steigung den Gipfel erreichst und dir die Aussicht die Tränen in die Augen treibt. Das Adrenalin, wenn du mit 40 Stundenkilometern den Abhang hinunter fliegst.
Das Leben und die eigene Lebendigkeit spüren. An die Grenzen gehen und sie auch mal verschieben. Allein mit sich selbst und seinen Gedanken. Aber nie einsam.
Die Freude auf den nächsten Tag und das vertraute Gefühl, wenn du dich wieder in den Sattel schwingst und deine Beine wie von selbst in den gewohnten Rhythmus fallen.