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Unterwegs & Anderswo

~ Kalinkas Geschichten

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Schlagwort-Archiv: Botswana

Wasserwelt

23 Freitag Dez 2022

Posted by Kalinka Maier in Die weite Welt

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Botswana

Ruhig gleitet der Einbaum durch den schmalen Kanal, rechts und links erhebt sich mannshoher Papyrus. Die Mittagssonne brennt erbarmungslos auf uns herunter, kaum ein Lufthauch, der etwas Kühlung bringen könnte. Die Stille wird nur durch das Geplauder unserer Chauffeure unterbrochen, begleitet vom leisen Plätschern beim Eintauchen der langen Stangen ins Wasser, mit der die Boote vorwärts bewegt werden.

Ab und zu streckt eine Seerose ihre Blüte aus dem Wasser: weiß und lila leuchten sie über dem dunklen Nass. Zwei Elefanten stehen nahe am Ufer und futtern geräuschvoll das hohe Gras. Gut, dass sie nicht gerade in unserer Schneise stehen, sonst müssten wir wohl einen größeren Umweg machen.

So sind wir nach gut einer Stunde an unserem Lagerplatz angekommen, einer Insel mitten im Delta. Beim Entladen der Boote helfen alle mit: Zelte, Matratzen, Kochgeschirr, Wasserkanister und auch unser Gepäck müssen eine kleine Anhöhe hinauf getragen werden. Der Zeltaufbau in der brütenden Hitze ist wie immer schweißtreibend. Zu allem Überfluss ist mein Zelt plötzlich rechts und links von anderen Zelten umringt. Das ist mir eindeutig zu viel Nähe. Ich suche mir jemanden, der mit mir das Zelt auf einen anderen Platz trägt. Hier gibt es zwar mehr Sonne, aber tagsüber halte ich es sowieso nicht im heißen Zelt aus und dafür bin ich nachts vor störenden Schnarchern sicher.

Zum Schluss noch die Anweisungen vom Guide: Das Zelt immer gut schließen, da Ameisen, Schlangen oder Ratten sonst ungebetene Gäste sein könnten. Und keine Wanderungen auf eigene Faust zu weit vom Lager weg: „Elephants can be just around the corner.“

Einige Stunden später besucht uns dann wirklich eine Elefantenfamilie, um sich im Fluss abzukühlen und zu trinken. Ein schönes und aufregendes Gefühl, die Dickhäuter so nahe und ohne das schützende Blech eines Autos zu beobachten.

Gegen Abend geht es noch mal in die Boote. Im Vorbeigleiten entdecken wir am Ufer zwei alte Büffel, deren Gesichter von den Jahren schon ganz weiß sind. Fast wie in Stein gemeißelt wirken ihre stoischen Züge.

Dann weitet sich der Kanal und wir hören schon das Prusten der Nilpferde, die sich hier wohl niedergelassen haben. Wir halten uns dicht am Ufer und ich muss den langen, etwas störrischen Grashalmen ausweichen. Der Guide macht mich auf einen gefleckten Mini-Frosch aufmerksam, der an einem der Gräser zu kleben scheint: ein Glockenfrosch, der seinen Namen von seinem glockenhellen Gesang hat, den er in der Dämmerung anstimmt.

Mittlerweile liegt unser Boot Aug‘ in Aug‘ mit den Hippos, die vor uns im Wasser stehen. Nur einige Meter trennen uns. Kleine Ohren zwischen denen uns zwei Augen argwöhnisch beobachten. So ganz geheuer ist mir das nicht. Habe ich doch schon erlebt, wie schnell diese großen Tiere sein können. Besonders eines schaut schon halb aus dem Wasser und scheint mir mit seinem Blick zu sagen: „Ich sehe ganz genau, was du tust.“ Doch heute bleibt es beim gegenseitigen Abschätzen und Beobachten.

Die goldgelbe Scheibe der Sonne nähert sich schon dem Horizont als wir unseren Rückweg antreten. Tiefrot ist der Himmel, davor zeichnen sich die Silhouetten der Bäume ab. Nun beginnt auch das Konzert der kleinen Frösche. Erst hört man nur ein paar vereinzelt, dann stimmen immer mehr ihre Glockentöne an.

Später sitzen wir um das Feuer, hören unserem Guide zu, der von den umständlichen und langwierigen lokalen Ritualen der Hochzeit erzählt. Wo der Schein der Flammen nicht mehr hinreicht, beginnt die Dunkelheit. Die Bäume werfen lange und flackernde Schatten.

Ich gehe noch mal runter zum Wasser. Sternenklare Nacht, schwarz schimmert der Fluss. Zwischen den Gräsern bewegen sich kleine helle Punkte: Glühwürmchen sind auf der Suche nach Liebe. Das Prusten eines Nilpferds mischt sich in die Rufe der Glockenfrösche. Die Luft ist immer noch warm und hüllt einen in ihre Schwüle. Unwirklich und doch intensiv.

Unnatürlich laut erscheint mir das Surren des Reißverschlusses, als ich mein Zelt fest verschließe. Der Schlafsack wartet schon und morgen vor Sonnenaufgang startet der nächste Tag im Okawango Delta.

(Botswana, Oktober 2022)

Kalahari

05 Samstag Nov 2022

Posted by Kalinka Maier in Die weite Welt

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Botswana

Am Horizont schimmert der Himmel schon rosa als ich mich aus dem Zelt schäle und Richtung „Busch-Klo“ stapfe: ein Loch im Boden, das mit einer Plane rundherum abgeschirmt ist.

Noch ist es still, nur ein Vogel wiederholt unermüdlich seine kleine Melodie. Doch langsam sind auch aus den anderen Zelten Geräusche und Stimmen zu hören. Auf dem Lagerfeuer steht schon der schwere Kessel mit dem Kaffewasser, während ich meine spartanische Morgentoilette erledige, die aus ein paar Spritzern Wasser im Gesicht besteht und dem relativ fruchtlosen Versuch, die vom Wüstensand strohigen Haare in eine Form zu bringen.

Aufgeregte Stimmen dringen zu mir: jemand hat Löwenspuren entdeckt, die direkt durchs Lager führen und kurz vor meinem Zelt wieder Richtung Busch abbiegen. Anscheinend hat das Löwenpärchen, das gestern Abend an der Abzweigung zu unserem Zeltplatz faul unter einem Busch lag, heute Nacht einen Ausflug zu unseren Zelten unternommen. Einige in der Gruppe wollen die großen Katzen wohl auch gesehen haben.

Ich habe mal wieder alles verschlafen und nichts mitbekommen. Weder die Löwen noch die Hyänen, die durchs Lager streiften, noch den Elefanten, der ein paar Meter hinter meinem Zelt einen Baum gefällt hat. Wieder einmal tut es mir etwas leid, dass ich gar so gut im Zelt schlafe.

Nach einem kurzen Frühstück geht es im Geländewagen auf die Pirsch. Die Sonne steht mittlerweile über dem Horizont, hält sich aber noch zurück mit ihren wärmenden Strahlen. Die Temperatur ist angenehm und der Fahrwind fast noch etwas kühl.

Wir holpern über die Sandpiste auf eine Ebene zu, auf der das vertrocknete Gras in der Morgensonne gelb leuchtet. Es ist das Ende der Trockenzeit und die vorherrschenden Farben sind Gelb- und Brauntöne. Ab und zu sorgt eine Akazie mit ihrer schirmartigen Krone für etwa Grün in der Landschaft. Der feine Staub ist allgegenwärtig und ich habe es längst aufgegeben, ihn aus Kleidung oder Haaren zu entfernen.

Plötzlich ein aufgeregter Ruf: am Horizont bewegt sich eine Reihe dunkler Punkte auf uns zu. Beim Näherkommen sind die großen Ohren und das gefleckte Fell zu erkennen: ein Rudel Afrikanischer Wildhunde, wir zählen vierzehn der bunten Tiere. Ein schönes und seltenes Erlebnis, denn mittlerweile sind sie vom Aussterben bedroht. Neugierig umrunden sie unser Auto und mustern mit ihren wachen Augen die etwas verstaubten Wesen, die ihre Kameras und Handies zücken. Doch ihr Interesse lässt bald nach und sie sind wieder am Horizont verschwunden.

Wir befinden uns in einem der größten Naturreservate der Welt, dem Kalahari Game Reserve, das erst 1998 für den Tourismus geöffnet wurde. Endlose Holperpisten führen durch dornige Büsche und trockene Ebenen. Man hat das Gefühl, mitten im Nirgendwo zu sein: kein Zeichen von Zivilisation, man kann über Stunden unterwegs sein, ohne ein größeres Säugetier zu sehen. Ein Gegensatz zu den Reservaten in anderen afrikanischen Ländern, die im Vergleich zu hier fast überfüllt erscheinen.

Sandpisten, Schirmakazie, Steinböckchen und Erdhörnchen

Und gerade das hat seinen Reiz: das Ursprüngliche, die Leere und auch das Leben, das einem trotz der kargen und trockenen Landschaft immer wieder begegnet.

Hier herrscht die Natur, der Mensch ist nur Gast und muss sich mit Staub und Hitze arrangieren.

Als Belohnung gibt es jeden Abend einen kitschigen Sonnenuntergang, wenn die Sonne am Horizont versinkt und den ganzen Himmel rosa färbt. Wenig später spannt sich ein fantastischer Sternenhimmel über uns auf, so klar und sternenreich, wie man ihn nur selten sieht.

Durch die Netzfenster meines Zeltes zeichnen die Äste der kahlen Bäume ein Muster in den Himmel. Dazwischen funkeln die Sterne. Ein paar Kilometer entfernt lässt ein Löwe sein kraftvolles Gebrüll ertönen. Das beschert mir jedes Mal wieder eine leichte Gänsehaut und erinnert mich daran, dass diese großen Katzen, die tagsüber so faul unter den Bäumen dösen, sehr wohl auch anders können.

In dieser Nacht werde ich sogar wach und sehe ein paar Meter von meinem Zelt entfernt die dunkle Gestalt eines Elefanten stehen. „Schön“ denke ich bei mir, kuschele mich in meinen Schlafsack und fühle mich geborgen in der Welt der Kalahari.

(Botswana, September 2022)

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