Schlagwörter
Der Wecker läutet und ich reibe mir verschlafen die Augen. Es ist 10 Uhr abends und von draußen hört man das dumpfe Wummern der Bässe. Auch meine Freundin ist nun wach und schlüpft in ihre kurze Hose. Wir haben etwas auf Vorrat geschlafen, damit wir das nächtliche Jump-up in voller Frische miterleben können. 10 Minuten später stehen wir vor dem Haus und betrachten etwas ängstlich die Kolone der Lastwagen, die auf uns zurollt und von denen die schnellen Takte der Karnevalsmusik zu uns herüberschallen. Die gesamte Ladefläche des ersten Wagens scheint nur aus meterhohen Musikboxen zu bestehen, zwischen denen ein DJ wippend vor seinem Mischpult steht. Eigentlich sieht man nur ein Büschel von Rastalocken, die zur Musik auf und ab wippen und seine feingliedrigen Finger, die die schwarzen Vinylplatten bewegen.
Dicht hinter dem Wagen kann man im dämmrigen Licht nun eine Masse von schwarzen Körpern erkennen, die sich im Rhythmus der Musik bewegen. Gleich darauf folgt der zweite LKW und die Takte der beiden Wagen vermischen sich kurz bevor dann der zweite die Überhand gewinnt. Auch dieser Wagen wird von einer dichten Menge von Tanzenden verfolgt.
Nach dem dritten Wagen fassen wir uns ein Herz und stürzen uns auch zwischen die schwarzen Leiber. Sofort scheinen wir darin zu verschwinden, meine Freundin wird von mir weggetrieben. Ich bin umgeben von schwitzenden Körpern, die mir ihren Rhythmus aufzwingen. Auch ich bin bald nass vor Schweiß in der immer noch warmen und schwülen Nachtluft. Ich merke, wie mich von hinten jemand an den Hüften packt und sein Becken gegen meines drängt. Ich lasse es mit mir geschehen und passe mich der Bewegung an. Rauhe Rastalocken streifen mein Gesicht, als ich mich nach hinten lehne.
Links von uns steht der Mond über den Dächern der karibischen Stadt und ich fühle mich als Teil der wogenden Menge, die durch die Straßen zieht. Die raschen Takte der dröhnenden Musik versetzen mich in eine Art Trance und als kurz darauf ein Regenguss auf die Menge niedergeht und mich durchnässt, merke ich es kaum. Ich genieße es, mich und meinen Körper zu spüren, der von den tiefen Bässen vibriert – und es zählt nichts mehr außer das Hier und Jetzt.
wau, als wäre man dabei. Super geschrieben, an dir ist eine Schriftstellerin verloren gegangen
Vielen Dank 🙂