Schlagwörter

Enttäuscht schaue ich zu den kleinen Stromschnellen, wo der Fluss den See verlässt. Ein paar Lachse springen, aber sonst ist alles ruhig und friedlich. „Der Bär ist schon wieder weg.“ sagt Bernd, der schon eine Weile auf einem Baumstamm im Sand sitzt. Schade, denke ich mir. Jetzt sind wir extra noch mal zum See hoch gelaufen, nachdem sich bei den Wasserfällen auch kein Bär blicken  ließ.

Ich drehe mich um und will wieder zurück laufen. Plötzlich ruft Imelda „Da ist er ja!“. Und wirklich, knapp vor uns kommt ein Braunbär aus dem hohen Gras und bewegt sich auf den Fluss zu. Kurz halte ich den Atem an und lasse mich dann zu den anderen in den weichen Sand des Seeufers sinken. Zu viert sitzen wir hier nun aufgereiht, man hört nur das Klicken der Fotoapparate.

Gemächlich steigt der Bär vor uns ins Wasser, schaut mal kurz um sich und blickt dann zu den springenden Lachsen hinüber. Er taucht den Kopf unter Wasser, wie um dort nach einem Lachs zu suchen. Nur die kleinen, runden Ohren vom Kopf  sieht man noch an der Wasseroberfläche. Dann kommt der Kopf wieder hoch, leider ohne Fisch. Ein kurzes Schütteln, um das Wasser aus dem dichten Fell loszuwerden. Dann marschiert er über die Felsen weiter Richtung Flussmitte. Plötzlich hechtet der massige Körper los und wirft sich ins Wasser, das rundherum spritzt. Man ist an ein kleines Kind erinnert, das tollpatschig spielt, wären da nicht die scharfen Krallen zwischen denen sich nun ein Lachs windet. Kunstvoll wird dem Fisch die Haut abgezogen und der Kopf abgebissen. Dann landet er achtlos im Wasser – zu groß ist die Auswahl an Leckerbissen.

Auf der Ausschau nach Lachsen bewegt sich der Bär durch das Wasser langsam in unsere Richtung, schaut manchmal auf, lässt sich aber sonst durch unsere Anwesenheit nicht stören.  Ich bin ganz vertieft in die Beobachtung, habe längst die Kamera sinken lassen, um nichts zu versäumen. Plötzlich sagt Ralf: „Ok, jetzt sollten wir doch etwas zurück gehen“, der Bär ist schon gefährlich nahe – viel näher als die empfohlenen 50 Meter. Langsam bewegen wir uns rückwärts, um etwas mehr Abstand zwischen uns und den Lachsjäger zu bringen. Der scheint aber inzwischen satt sein und dreht uns sein wohlgenährtes Hinterteil zu, um schließlich zwischen den Bäumen am anderen Ufer zu verschwinden.

Wir schauen uns gegenseitig an, jeder mit einem Lächeln auf den Lippen, und sind noch ganz verzaubert von der Show, die uns geboten wurde.

IMG_5642

(Alaska, September 2015)