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Beladen mit Waschzeug und Handtuch stehe ich vor der kleinen Holztür zur „Dusch-Jurte“ und warte, bis ich an der Reihe bin. Nach fünf Tagen in den Ausläufern der Wüste Gobi ohne Fluss und Waschgelegenheit freue ich mich nun schon darauf, den Staub der letzten Tage los zu werden.

In der Mitte des runden Raumes steht der obligatorische kleine Metallofen, auf dem ein großer Topf mit heißem Wasser dampft. Daneben ein großer Blecheimer, in dem nun meine „Wasserration“ gemischt wird, bis sie die von mir gewünschte Temperatur hat. Dann zeigt mir die freundliche Mongolin, wie ich die Dusche zu bedienen habe, deren Schlauch nun im Blecheimer hängt. Einfach nur den Schalter, der über nackte Drähte mit der am Boden stehenden Autobatterie verbunden ist, betätigen und den Duschkopf hochhalten und schon wird das Wasser vom Eimer in die Dusche hochgepumpt. Leider funktioniert die Demonstration nicht zur Zufriedenheit der kleinen Dame und sie holt zwei junge Burschen zur Hilfe. Die machen sich 10 Minuten an der Dusche zu schaffen, bevor sie mir lächelnd zu verstehen geben, dass nun alles ok ist.

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Die kleine Holztür schließt sich und ich bin alleine in dem weißen Zelt. Rasch schlüpfe ich aus meiner – schon etwas muffigen – Kleidung und steige leicht fröstelnd auf das Holzgitter hinter dem weißen Vorhang. Der Klick auf den Schalter setzt leicht schnurrend die Pumpe in Gang. Erwartungsvoll halte ich die Dusche auf Kopfhöhe. Kein Wasser. Schalter aus und noch mal ein (durch meinen Hinterkopf huscht kurz ein Gedanke über feuchte Hände und wie viel Volt so eine Autobatterie wohl hat). Keine Änderung. Ich halte die Dusche etwas niedriger – vielleicht ist ja die Pumpe zu schwach für meine Größe. Auf Kniehöhe tut sich dann wirklich etwas und ein schwaches Rinnsal quält sich aus der Brause. Dann heute wohl Reinigung in kniender Position.

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Beim Haare einseifen und ausspülen balanciere ich schon in einer ziemlich akrobatischen Haltung und meine Knie protestieren gegen den Druck der dünnen Holzstreben. Aber immerhin ist das Wasser angenehm warm und bei der schwachen Leistung der Pumpe habe ich sowieso nicht die Geduld, den ganzen Inhalt des Blecheimers leer zu duschen.

Als ich zehn Minuten später durch die kleine Holztür in die Abendsonne trete, die nassen Haare im Handtuch eingewickelt, fühle ich mich frisch und wie neu geboren. Draußen wartet schon der nächste meiner Mitreisenden.

„Wie war’s?“ „Herrlich!“

(Mongolei, September 2016)