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Die Tropfen fallen draußen vor den Fenstern der Gaststube. Nach gut 80 km im Regen fühle ich mich nach einer heißen Dusche wieder fast fit und freue mich auf mein Abendessen.

Von dem Paar am Tisch neben mir habe ich mich heute morgen in der letzten Unterkunft verabschiedet. Da wollten sie noch gut 20 km weiter radeln als ich – der Regen hat sie dann mürbe gemacht und so verbringen wir eine weitere Nacht unter demselben Dach. Bei ihm hat der heutige Tag wohl auch Spuren hinterlassen – das verraten die schniefenden Geräusche seiner Nase.

Am Tisch gegenüber sitzen wohl Mutter und Tochter. Ihnen bin ich heute mittag in einem Gastgarten begegnet, auf dessen Dach der Regen trommelte und unter dem einige triefende Radfahrer Zuflucht gefunden hatten. Da kämpften die beiden mit einem Fahrradreifen, der trotz Flicken immer noch Luft verlor. Jetzt berichten sie von einem freundlichen Autofahrer, der sie vor der geschlossenen Fahrradwerkstatt aufgelesen und den Schlauch gewechselt hat – und sich dafür Werkzeug aus der gegenüberliegenden Werkstatt ausgeliehen hat. So haben sie die 25 km durch die Hügel bis hierher auch noch geschafft.

Sonst ist leer in der kleinen Gaststube – und die meiste Zeit auch still. Aus dem Radio klingt „Atemlos“… und das sind wir wohl alle ein wenig vom heutigen Tag.image

(Deutschland, August 2014)