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Der warme Sand kitzelt zwischen den Zehen, ich schiebe meine Füße etwas tiefer in die kühleren Sandschichten. Eine Erholung nach den 20 km, die ich heute entlang der wunderschönen Küste erwandert habe. Das kühle Bier steckt in einem kleinen Sandhügel und Tropfen von Kondenswasser suchen sich ihren Weg entlang des braunen Glases. Genüsslich lehne ich mich an den warmen Felsen und genieße die Abendstimmung an der grandiosen Kulisse der Algarve.
Kinder toben, Paare schlendern Händchen-haltend über den Strand, ein paar Jugendliche spielen Ball während sich die Sonne langsam dem Horizont nähert und alles in goldenes Licht taucht.
Von links schiebt sich eine Silhouette in mein Blickfeld, die so gar nicht in diese Landschaft passt. Ich schaue genauer hin. Und wirklich, ein junger Mann schiebt seinen Rollator über den Strand. Völlig entspannt in kurzer Hose, die Schuhe vorne ans Gestänge gebunden, setzt er bedächtig einen Fuß vor den anderen. Bleibt stehen und schaut in die Brandung. Beim Weitergehen malt er spielerisch Muster mit den Rädern in den feuchten Sand. Bewegt sich durch die Brandung, mit sichtlicher Freude an Meer, Strand und Sonne.
Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt mit einem Rollator am Meer entlang zu spazieren.
„Ja, warum ist es eigentlich nicht selbstverständlich?“ denke ich bei mir. Funktioniert ja bestens, soweit ich das erkennen kann. Wahrscheinlich sind das wieder meine Vorurteile, die immer schnell zur Stelle sind, wenn ich etwas sehe, das nicht meinen Erwartungen entspricht. „Geht nicht. Zu unsicher. Unverantwortlich…“ kommt einem da schnell in den Sinn. Aber wenn ich mir den jungen Herrn so ansehe, wie er sein Tun genießt ohne irgendwelche Bedenken, da freue ich mich, dass er es tut – so ganz selbstverständlich.
(Portugal, April 2022)