Schlagwörter

Ab und zu quakt ein Frosch, die Grillen zirpen verhalten und dann und wann hört man das Rauschen eines Autos von der nahen Landstraße. Gerade ist die Nachbarin vom Nebenhaus mit ihrem Kläffer vorbei, der sich fast in der Leine erwürgt hat. Nun wieder Ruhe. Der Regen, der mich auf den letzten Kilometern erwischt hat, hat noch einen Regenbogen an den Himmel gezaubert bevor er weiter gezogen ist. Mit ihm hat sich auch der Wind zur Ruhe gelegt.

Fast 10 Uhr abends und immer noch hell. Ich sitze im verlassenen Gastgarten von dem Landgasthof, in dem ich heute übernachten werde. Sieht so aus, als wäre ich der einzige Gast. Die Dame, die mich noch in Empfang genommen hat, hat die Gaststube nachher zugesperrt und ist nun auch verschwunden. Ein Bier habe ich noch bekommen.  Abendessen besteht heute aus Nüssen und Crackern. Wer zu spät kommt, hat in dieser Gegend das Nachsehen….

2017-07-06 23.00.56

„Das grüne Band“ wird der Radweg entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs quer durch Europa auch genannt. Und grün ist dieses Gebiet auf jeden Fall hier zwischen Bayern und Thüringen: einsame Waldwege, oft durch Naturschutzgebiet, ruhige Landstraßen schlängeln sich durch Hügel mit Feldern, Wiesen und Wäldern. Dazwischen kleine Dörfchen, jedes mit einem schmucken Kirchturm, der schon von weitem zwischen den Hügeln zu erkennen ist. Und viele, viele Fachwerkhäuser, alle wunderschön restauriert. Dazu noch nette Menschen: die wenigen, denen man begegnet, grüßen alle freundlich.

Doch vorherrschend ist die Natur: jede Menge Singvögel, die kurz vor mir erschreckt aufflattern, Greifvögel, die ihre Runden über den Felder ziehen, die bunten Wiesen werden von einer Vielzahl von unterschiedlichen Schmetterlingen bevölkert, die mich manchmal flatternd begleiten oder auch einfach rammen. Ab und kreuzt ein Eichhörnchen meinen Weg und verschwindet wieder in luftigen Höhen. Ein Reh mit Kitz schaut vom Waldrand herüber. Dazwischen erinnern Reste der Grenzanlagen oder ein Wachturm daran, dass es noch gar nicht so lange her ist, dass man sich in diesem Gebiet nicht frei bewegen konnte und die Dörfer hinter dem nächsten Hügel unerreichbar waren.

Viel zu viele Ablenkungen entlang der Radroute. Und dann war da noch der Badesee am Weg, in dem ich mich abkühlen musste… Und am Schluss haben mich noch die Hügel ausgebremst – und plötzlich war es schon 20 Uhr.

Der Mond schaut nun zwischen den Wolken hervor, schon fast ganz rund. Mein Bier ist so gut wie leer, der Magen beschwert sich über das magere Abendessen nach den vielen Kilometern. Zeit fürs Bett und einen weiteren Tag entlang des grünen Bandes.

(Deutschland, Juli 2017)